Uff die Nordsee

Wir sind auf Borkum. Also in der Nordsee, im äußersten Westen der ostfriesischen Inseln. Wir kennen die Strecke schon, größtenteils. Nachdem wir die Good Times in Holland gekauft haben, sind wir fast exakt auf der entgegengesetzten Route in die Ostsee gesegelt. Schon letztes Jahr hat uns die Nordsee nicht wirklich Spaß gemacht. Eigentlich sind wir nämlich ausgewiesene Schönwettersegler. Schönwetter hat man auf der Nordsee – zumindest nach unseren Erfahrungen – allerdings leider selten.

Wir wussten ja, dass wir da durch müssen. Der Weg von Deutschland Richtung Süden führt nun mal hier lang. Und wir dachten uns schon, dass wir es auch dieses Mal nicht besonders toll finden würden. Aber zumindest dachten wir, dass das Wetter bestimmt besser würde als letztes Mal, da waren wir im April hier.

Es fühlt sich wieder wie April an. An draußen leben ist nicht so richtig zu denken. Wobei wir eigentlich noch Glück haben, auf See sind wir noch nicht richtig nass geworden. Von Cuxhaven geht es nach Helgoland. Kein Wind, dafür auch kein Regen. Fast schon ein bisschen warm. Auf Helgoland (nein, wir haben keinen Schnaps gekauft (warum eigentlich nicht???)) laufen wir ein bisschen rum und machen Pläne fürs Weiterkommen. Dabei sind Tidengewässer ja immer so eine Sache. Sie lassen einen nicht machen wie man möchte. Und da Donnerstag Abend Deutschland spielt, schaffen wir es natürlich nicht mit dem Morgen Hochwasser am Freitag um fünf Uhr abzulegen. Es geht nicht anders, die erste Nachtfahrt steht an. Nachmittags um fünf raus, damit sollten wir morgens gegen neun auf Borkum sein. Es sind immerhin 75 Seemeilen. Noch was gekocht, damit der Bauch voll ist und los. Die ersten 20 Meilen sind unglaublich. 15-20 Knoten Halbwind. Pete, unsere mechanische Windsteueranlage steuert uns mehr oder weniger zuverlässig – wir lernen ihn gerade noch an – trotzdem grinsen wir über alle Backen. Vor Wangerooge geht unser Kurs nach Westen. Leider dreht der Wind gleich mit. In die falsche Richtung, er kommt jetzt direkt von vorne . Also Motor an. Die Strömung versetzt uns so stark, dass an kreuzen nicht zu denken ist. Stefan geht gegen halb elf schlafen und ich mache die erste Wache. Schon eher anstrengend. In voller Montur, mir Rettungsweste und angeleint ist es schwer eine bequeme Position zu finden. Es bauen sich ein paar ziemlich steile Wellen auf und man muss aufpassen, dass man nicht von der Bank fliegt. Ich halte mich mit Navigation und Lichter raten beschäftigt und bin trotz regelmäßiger Salzwasserduschen guter Dinge. Um halb drei wecke ich den anderen Matrosen. In der Koje fühlt es sich an wie in einer Achterbahn. Richtig geschlafen habe ich nicht, als ich um halb sieben morgens wieder ran muss. Der Strom setzt jetzt auch noch gegen uns und wir kommen nur seeehr langsam voran. Mittags haben wir es schließlich geschafft, wir liegen im Hafen von Borkum. Uff, was für eine Nacht. Nachdem wir grob klarschiff gemacht haben fallen wir in die Koje und gönnen uns ein paar Stunden Schlaf.

Die Entspannung ist uns nach fast zwei Wochen auf Tour inzwischen schon deutlich anzusehen finde ich. Da können so ein paar Regentage die Laune auch nicht nachhaltig verschlechtern. Im Gegenteil. So ein gepflegter Tag im Boot, an dem man eh nichts Anderes machen kann als essen lesen und schlafen ist doch Luxus.

Die Nordsee ist allerdings wirklich nichts für uns. Wir freuen uns auf den Süden, auf T-Shirt Wetter, grillen und draussen chillen. Bis dahin dauert es hoffentlich nicht mehr lange.

Darauf ein Zitat:

A bad day at sea is still better than a good day in the office“ (Das Känguru)

Johanna

 

 


7 Gedanken zu “Uff die Nordsee

  1. Auch wir sind nicht die Nordsee-Segler, nicht dass das Wetter auf der Ostsee wirklich besser ist,aber zumindest hat man keine Gezeiten. Uns ist der Überführungstörn von Holland auf die Ostsee auch nicht nur in positiver Erinnerung geblieben.

    Weiterhin Gute Fahrt!

    Sabine & Rüdiger

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  2. Liebe Johanna,
    ich hoffe Íhr habt bald eine ruhigere See und könnt dann endlich auch mal die Sonne genießen.
    Weiterhin gute Fahrt und passt auf Euch auf.
    LG Heike

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